Sohn des Bergmanns Hans Luther aus Möhra; besuchte ab 1501 die Univ. Erfurt, trat 1505
aufgrund eines Gelübdes ins dortige Augustinerkloster ein, wurde 1507 Priester, 1508 Prof.
der Philosophie in Wittenberg, 1512 Doktor und Prof. der Theologie. 1517 veröffentlichte er,
veranlasst v. a. durch die Ablasspredigt J. Tetzels, in Wittenberg seine 95
(Disputations-)Thesen, musste sich 1518 vor Kardinal T. Cajetan in Augsburg verantworten,
unterwarf sich nicht. Im Streitgespräch 1519 mit J. Eck, der Leipziger Disputation, bestritt er
den Primat des Papstes und die Unfehlbarkeit der Konzilien, womit er - der Häresie bezichtigt
- seinen endgültigen Bruch mit dem Papsttum einleitete und in der Folge der Reformation die
Bahn brach. 1520 veröffentlichte er die entscheidenden Reformationsschriften: »An den
christl. Adel dt. Nation«, »Von der babylon. Gefangenschaft der Kirche«, »Von der Freiheit
eines Christenmenschen«. Im selben Jahr verbrannte er die päpstl. Bannandrohungsbulle,
wurde darauf gebannt, verteidigte sich 1521 vor dem Reichstag in Worms und wurde in die
Reichsacht erklärt. Von Kurfürst Friedrich dem Weisen von Sachsen zum Schutz auf die
Wartburg gebracht, übersetzte er das N. T. ( 1522 zuerst gedruckt). Im März 1522 kehrte er
nach Wittenberg zurück und trat gegen die radikalen Kirchenreformen Karlstadts
(»Wittenberger Bildersturm«) auf. 1525 heiratete er Katharina von Bora. 1526 bis 1530 half
L. mit an der Einrichtung der Kursächs. Kirchen- und Schulvisitation. Mit den beiden
Katechismen ( 1529), der Bibelübersetzung ( 1534 die ganze Bibel), seinen geistl. Liedern
(»Ein feste Burg« u. a.) förderte er entscheidend die Entwicklung der dt. Sprache. - Im
Mittelpunkt seiner Lehre von den Gnadenmitteln steht das »Wort Gottes« als Ges. und
Evangelium. Mit der »Rechtfertigung allein aus dem Glauben« hat er das kath. Dogma
gesprengt. Die unmittelbare Glaubensbeziehung zw. Gott und Mensch macht nach seiner
Lehre jede priesterl. Mittlerschaft unnötig (allg. Priestertum aller Gläubigen). Die christl.
Sittlichkeit erfüllt sich nach L. im weltl. »Beruf«, der im Glauben und in der Liebe getan wird.